Es war am 11. Juli letzten Jahres. Ich komme gegen sieben Uhr abends nach Hause, schliesse das Fahrrad ab, und dann sehe ich sie: die Katze. Sie sitzt vor der Türe und schaut mich mit ihren grünen Augen erwartungsvoll an. Ich habe sie bislang noch nie gesehen, setze mich neben sie, strecke meine Hand aus und will sie kraulen.
Da macht sie aus dem Stand einen Panthersprung und landet zwei Meter weiter auf einem Mäuerchen. Dort beginnt sie sich zu verrenken und zu dehnen, was zuweilen aussieht wie Yoga. Nach ein paar Minuten ist der Showblock vorbei und das possierliche Tier mit einem eleganten Satz wieder an meiner Seite. Es schnurrt und fordert meine volle Aufmerksamkeit ein. Nicht nur für ein paar Augenblicke, nein, es will richtig lange herumschmusen. Ich taufe es Pänterli, obwohl es ja aussieht wie ein kleiner Tiger.
Seit jenem Sommertag im Juli ist Pänterli jeden Abend auf dem Posten, auch bei Kälte und Dauerregen, egal wann ich heimkomme: Stets wartet es vor meiner Haustüre und dann beginnt unser Ritual: zuerst Katzenyoga, dann ausgiebiges Kraulen.
Bis heute weiss ich nicht, zu wem Pänterli gehört, und auch für Nachbars Kinder ist es ein Rätsel. Dass ich über die Jahreswende ein paar Wochen in den Ferien war, hat mir das Büsi verziehen. Schon am ersten Tag nach meiner Rückkehr wartete es freudig auf mich.