Die Partner-Anzeige: analog und anonym

Seit Oktober letzten Jahres ist meine Firma in der Berner Matte zu finden – ein Übergangsstandort. Für Nicht-Ortskundige: Die Matte ist das Quartier, das früher bei Hochwasser oft dramatische Bilder hergab. Zum letzten Mal im Sommer 2005, als die wütenden Fluten sogar Autos aareabwärts rissen.

Der Dreh- und Angelpunkt des Quartiers ist das „Matte“-Lädeli. Es wird rege frequentiert, Anwohnerinnen und Pendler besorgen hier ihre kleinen Einkäufe. Ich halte es seit Beginn auch so, mal ist es ein Laib Brot, mal Käse – und wenn der Zuckerspiegel zusammenfällt, tue ich das einzig richtige: Ich kaufe Schoggi. Subito.

Gestern entdeckte ich beim Eingang des Lädelis eine weisse Karte, die an der Wand klebt: „Frau sucht Mann.“ Und darunter steht „1.81 / 51“. Die Typografie ist zeitlos schön.

Eine analoge Anzeige im Zeitalter von Online-Dating à la Tinder – das ist unendlich romantisch. Und typisch für die Matte. Eine Möglichkeit, mit der Frau, 1.81 / 51, in Kontakt zu treten, gibt es übrigens nicht. Oder nicht mehr. Der untere Teil Karte wurde abgerissen. Hoffentlich vom Richtigen.

Womöglich löst die „Brunne-Zytig“, so heisst das gedruckte Organ der unteren Altstadt, in der nächsten Ausgabe diese Geschichte auf: der Anfang einer Liebesgeschichte, wie sie noch kein Romancier je hingebracht hat. Hach, nur schon beim Gedanken daran, komme ich ins Schwelgen. Vielleicht… vielleicht sollte ich den Roman gleich selber schreiben.