Das Hochkurbeln am Passo dello Stelvio ist zunächst simple Mathematik: Nach einer Haarnadelkurve hast du 1/48 hinter dir, nach zwei bereits 1/24, nach drei 1/16. Kurz und gut: Die Zahlen verkleinern sich also flott. Deutlich weniger flott war gestern das Tempo beim Aufstieg von Prad her.
Egal, das Rechnen motivierte mich bis zur Kurve Nr. 25 – dann versagten meine Fähigkeiten und ich geriet aus dem Tritt. (25/48 sind nicht greifbar, mehr als die Hälfte wiederum zu profan!) Die Passhöhe war zwar bereits in Sicht, aber noch weit, weit, verdammt weit oben. Es fehlten noch etwa 900 Höhenmeter. Also musste eine neue Ablenkungsübung her.
Ich erfand neue Pastasorten, konkreter: die Namen. Das passt, ich bin ja in Italien. Ein paar Beispiele: Papardelle mixtura tutti frutti, Tre colori per i championi della strada, Suegrone naturale con arome di Parma, Reggaetone giamaicano virtusoso, usw.
Alle Namen probierte ich mit kräftiger Stimme aus. So wurde immer sofort klar, ob sie rund klingen oder noch geschliffen werden mussten. Kurz: Ich redete fast die ganze Zeit vor mich hin, was viele Radfahrer, die mich überholten, zu irritieren schien. Auf alle Fälle guckten sie mich komisch an. «Was halluziniert der am Berg – komplett unterzuckert oder einfach wirr im Kopf?»
Mich kratzte das nicht die Bohne, der Zweck heiligt die Mittel – eco!
Irgendeinmal kam ich auf der Passhöhe an, geschafft, happy und hungrig. Nach dem obligaten Selfie gönnte ich mir Currywurst mit Pommes. Einmal am Tag sollte man auf Velotouren ja gesund essen.
P.S. Den Trick mit den Pastasorten wende ich wieder an, denn der nächste Pass kommt bald, stuzzi cadenti!