Der Siegeszug der Tech-Milliardäre

Kein anderer Mensch auf diesem Planeten wird mehr gehasst als Donald Trump. Trotzdem wurde er gestern zum neuen US-Präsidenten gewählt. Sprüche wie «Nur die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selbst», greifen zu kurz. Gesichert ist allerdings, dass es in den USA einerseits  sogenannte «News-Wüsten» gibt und viele Menschen sich andererseits nicht mehr bei etablierten Medien, die einen Anspruch auf Ausgewogenheit haben, informieren.

Es ist ein Wahlsieg mit Ansage: Kamala Harris war dreieinhalb Jahre lang eine farblose Vizepräsidentin, dreieinhalb Monate lang war sie eine überzeugende Wahlkämpferin. Das reicht nicht.

Für zahllose Amerikanerinnen und Amerikaner ist die eigene ökonomische Situation entscheidend, wem sie die Stimme geben. Die Wahlforschung nennt das Rational Choice. In den letzten Jahren war die Inflation hoch, Lebensmittel und Benzin wurden markant teurer. Dafür machen sie die Administration Biden verantwortlich. Im Vergleich dazu waren für sie die Trump-Jahre (2017 bis 2020) besser – und damals gab es keinen Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten.

Trump ist befähigt, jeden Tag aus einer Laune heraus Fehlentscheidungen zu treffen, unflätig zu sein, Minderheiten an den Pranger zu stellen, und Leute, die ihm nicht gewogen sind, zu verfolgen. Wir haben vier Jahre lang Halloween vor uns.

Ähnlich gefährlich ist, wie sich das Mediensystem verändern wird. Dass Bots und Troll-Fabriken bei Wahlen systematisch mitmischen, haben wir die letzten acht Jahre mitbekommen. Dass Tech-Plattformen wie Facebook & Co. zu Hass-Schleudern wurden, wissen wir. Doch das war erst der Anfang.

In den letzten Monaten spendete X-Chef Elon Musk 119 Millionen Dollar an die Trump-Kampagne. Musk ist nicht nur ein durchgeknalltes Genie, er will für seinen monetären Einsatz ein Payback, und er wird es kriegen.

Trump hält die nächsten zwei Jahre in beiden Kammern die Mehrheit, Gesetze kann er so zügig durchbringen. Er will die Unternehmenssteuern senken, den US-Markt mit hohen Zöllen schützen und der Binnenwirtschaft alle Freiheiten geben. Das kommt den libertären Tech-Milliardären entgegen. Sie haben eine Agenda, um noch mehr Geld zu verdienen und ihre Überzeugungen ins breite Publikum zu träufeln.

Tech-Konzerne sollte man endlich als Medien einstufen, dann müssten sie sich an dieselben Regeln halten und beispielsweise die Inhalte nach redaktionellen Kriterien filtern.

Einer dieser Tech-Milliardäre ist Peter Thiel, der seine Anfänge bei PayPal machte und als libertärer Politaktivist auffällt. JD Vance, der neue Vizepräsident, kommt aus seinem Dunstkreis. Sie wollen die Gesellschaft in ihrem Sinne beeinflussen.

Vance ist im Gegensatz zu Trump kein Egomane, sondern ein kluger Kopf. Es ist aufgelegt, dass er Trump dereinst beerben wird. Mit der Macht der Tech-Plattformen geht das einfacher, weil diese erdrückend ist. Übrigens weltweit. Die Tech-Plattformen entziehen dem Journalismus immer mehr Geld und bringen ihn mit ihrer Form der «Information» noch mehr unter Druck.

In der Schweiz geben inzwischen 46 Prozent der Bevölkerung an, newsdepriviert zu sein, d.h. sie haben sich weitgehend vom politischen und gesellschaftlichen Diskurs abgekoppelt. Aber: Sie konsumieren weiterhin Social Media. Da kommen üble Zeiten mit noch mehr Fake-News und systematischer Desinformation auf uns zu. Dabei bleiben, Leute! Dagegenhalten! Und glaubwürdige etablierte Medien abonnieren!

3 thoughts on “Der Siegeszug der Tech-Milliardäre

  • 9. November 2024 at 20:28
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    Ich denke Putin wird doch noch bizzi mehr gehasst.

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    • 10. November 2024 at 17:06
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      @Marc

      Da könntest du recht haben. Lassen wir den beiden Herren doch ex-aequo Platz 1.

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  • 15. November 2024 at 8:22
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    Eine Ergänzung von CH-Media vom 12. November 2024. Ich kopiere die beiden zentralen Abschnitte aus diesem Artikel ein, der lautete: Trump ist bloss ein Platzhalter.

    Peter Thiel glaubt nicht mehr, dass Freiheit und Demokratie vereinbar sind. Bild: Key (Aufnahme aus 2016)Dieser Peter Thiel hat JD Vance gross gemacht. Ihm hat der junge Vizepräsident seine ganze berufliche und politische Karriere zu verdanken. Gumbrecht sagt: «Thiel hat Vance erfunden.» Nachdem es Vance geschafft hatte, trotz schwieriger Kindheit in ärmlichen Verhältnissen in Yale ein Jura-Studium abzuschliessen, arbeitete er für den Fonds von Peter Thiel, ehe dieser ihm ermöglichte, seinen eigenen zu gründen. Danach finanzierte Thiel praktisch den gesamten Wahlkampf von Vance; 15 Millionen Dollar soll er ausgegeben haben. Vance gewann und wurde 2022 in Ohio Senator. Auch Peter Thiel soll es gewesen sein, der Trump davon überzeugt hat, JD Vance zu seinem Running Mate im Wahlkampf und somit designierten Vizepräsidenten zu machen.

    2016 spendete Thiel mehrere Millionen für den Wahlkampf von Trump. Vom Resultat der vier trumpschen Jahre war er aber nicht begeistert. Hans Ulrich Gumbrecht, der mit ihm gut bekannt ist, erzählt gegenüber dem «Philosophie-Magazin»: «Als ich Thiel im März für ein Kolloquium eingeladen habe, weil er im Gespräch fantastisch und insgesamt sehr belesen ist, auch wenn er viele Sachen sagt, die einem nicht passen, hat er mir erzählt, warum er in diesem Wahlkampf keinen Dollar für Trump gespendet hat. «Not enough discontinuity» («Nicht genügend Diskontinuität»).

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